Sophie Zelmani wieder einmal im Kaufleuten

Konzertkritik: Sophie Zelmani im Kaufleuten
Bildquelle: 
Bäckstage / ©Sandra Rohrer

«Wir sind 20 Jahre nicht mehr hier gewesen», erklärt Sophie Zelmani früh im Konzert am Sonntagabend. Ob sie das Kaufleuten oder Zürich im Allgemeinen meint, ist nicht so klar. Aber in Zürich hat Zelmani vor ein paar Jahren gespielt. Wer denn damals auch dabei gewesen sei, will die schüchterne schwedische Musikerin noch wissen. Wenige Hände wandern in die Höhe. Aber das stört die in Anzug mit schickem Hut gekleidete Zelmani nicht. Sie lässt lieber die Kombination aus ihrer Stimme und den eingängigen Melodien sprechen.

 

Dann spielt sie ein herrliches Konzert, lässt ihren Gesang als klingenden Puls die Songs zusammenhalten. Sie fordert zum Mitmachen und Mitsingen auf, geht gegen Schluss ins Publikum und schüttelt Hände. Sie singt «The World Ain’t Pretty», um an die Situation zwischen der Ukraine und Russland zu denken und spielt etwas schnellere Songs als Kontrast, um zu feiern. Sie erfüllt sogar einen Songwunsch aus ihren beachtlichen, circa 160 Songs umfassenden Werk, verspielt sich und lacht amüsiert über sich selbst. Das kann passieren, gehört zu Livemusik dazu und macht Zelmani sehr menschlich. Nach der Show verteilt sie sogar Autogramme. Dieser Charme wirkt zauberhaft. So sind keine Handys zu sehen, niemand filmt während des Konzertes. Das ist inzwischen recht selten zu beobachten. Ob das am Stil von Zelmani liegt oder am musikaffinen Publikum?

 

Fotos: Bäckstage / ©Sandra Rohrer (sandrarohrerphotography.com)

 

Schon länger ist bekannt, dass Sophie Zelmani nicht gerne live auf der Bühne steht. Das erwähnt sie in Zürich eher beiläufig. Sie will nicht zu sehr im Fokus stehen, lässt die Musik sprechen. Trotzdem traut sie sich immer wieder, Konzerte zu spielen. Vielleicht hilft ihr dabei, dass sie seit 30 Jahren mit der gleichen Band unterwegs ist und vermutlich der Begriff «Familie» nicht ganz falsch ist. Diese besteht klassisch aus Bass, Schlagzeug und Gitarre. Entsprechend eingespielt klingt die Band, trägt die Sängerin durch den Gig.

 

Sophie Zelmani zeigt einen Querschnitt durch ihr Werk, bringt etwa «Mirage» oder «Dreamer», aber auch zwei neue Songs. «Ich bin keine Hit-Macherin», erklärt sie irgendwann im Set. Selbst in der schwedischen Heimat konnte sie nur eine einzige Single in die Charts bringen. Dafür sind ihre Songs in Soundtracks zu Serien wie «Buffy» oder «Dawson’s Creek» zu hören. Sophie ergänzt kurz darauf: «Dieser Song hat uns wohl zu euch und auch nach China gebracht.» Dann spielt sie «Going Home». Sophie Zelmani ist eher die sensible Songwriterin, flirtet gerne mit Leonard Cohen oder Bob Dylan, den sie einst gecovert hat. Diese Attitüde steht ihr aber hervorragend und als Künstlerin hat sie ihre Identität felsenfest gefunden.

 

Beim letzten Song des Abends fordert Sophie Zelmani die Menschen zum Tanzen auf und auch sie selbst ist merklich aufgetaut, fühlt sich offenbar sehr wohl im Kaufleuten. Nach zwei Zugaben und rund 100 Minuten erhellt sich der Saal und ein Abend mit einer sympathischen Frau geht zu Ende.

 

Tolle Frau, tolle Songs. Man fühlte sich wohl und endlich wurde mal richtig zugehört. Hoffentlich müssen wir nicht wieder 20 Jahre warten, bis Sophie Zelmani ins Kaufleuten zurückkehrt.

 

  • Künstlerin: Sophie Zelmani
  • Genre: Songwriter, Pop, Folk
  • Location: Kaufleuten
  • Datum: 12. März 2023
  • Konzertlänge: ca. 100 Minuten

 

Sandra Rohrer / Mi, 15. Mär 2023